Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Erkrankung, welche das zentrale Nervensystem betrifft. Dieses System umfasst sowohl das Gehirn als auch das Rückenmark und kontrolliert die Nerven, welche alles steuern, was der Körper einer Person tut, wie Denken, Fühlen, Sehen, Riechen, Schmecken und Bewegen. Multiple Sklerose betrifft etwa 1 von 1.000 Menschen in Deutschland, wobei diese Krankheit in der Regel öfter bei Frauen als Männern auftritt. Multiple Sklerose tritt zudem am häufigsten im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf, jedoch kann sich diese Krankheit auch in jedem Alter bemerkbar machen. Menschen ohne multiple Sklerose haben Nerven, die von einer intakten Schutzschicht abgedeckt sind, welche als Myelinscheide bekannt ist.

Diese Schutzschicht hilft dabei, die Übertragung von elektrischen Signalen im Gehirn zu beschleunigen. Im Fall von multipler Sklerose glauben die Forscher hingegen, dass die Myelinscheide irgendwie entzündet wird und kleine Bereiche beschädigt werden. Es ist nicht bekannt, welche Kette von Ereignissen diesen Prozess auslöst, aber sobald die Beschädigung auftritt, werden die elektrischen Signale im Gehirn verlangsamt. Es wird angenommen, dass multiple Sklerose eine Autoimmunerkrankung ist (ein Zustand, in welchem das Immunsystem einer Person beginnt das eigene Gewebe anzugreifen) und kann nicht von Person zu Person übertragen werden. Aus unbekannten Gründen sieht das Immunsystem bei dieser Krankheit die Myelinscheide als fremdartig an und greift sie an.

Ursachen

Die Ursache der Erkrankung an multiple Sklerose ist noch unbekannt, allerdings deuten die meisten Untersuchungen darauf hin, dass eine abnorme Reaktion des Immunsystems die Myelinscheide schädigt. Normalerweise schützt das Immunsystem den Körper gegen fremde Substanzen, aber bei Autoimmunerkrankungen greift der Körper sein eigenes Gewebe an. Die Forschung hat zudem gezeigt, dass es kein "MS-Gen" gibt und es wird noch viele Jahre dauern, um die Rolle zu verstehen, welche Genetik bei der Erkrankung an multiple Sklerose spielt. Die Forscher wissen jedoch, dass bestimmte Faktoren beteiligt sind, einschließlich:

Umweltfaktoren: Multiple Sklerose tritt am häufigsten bei Menschen auf, die in nördlichen Klimazonen leben. Wo eine Person die ersten 15 Jahre ihres Lebens verbringt, spielt eine entscheidende Rolle für die Chance an multiple Sklerose zu erkranken. Tropische und südliche Regionen sind hingegen nur gering gefährdet. Es gibt zudem einige Anzeichen dafür, dass Sonneneinstrahlung und ein hoher Gehalt an Vitamin D das Risiko einer Entwicklung von multipler Sklerose verringern kann. Allerdings sind weitere Untersuchungen erforderlich, bevor Nahrungsergänzungen für diesen Zweck empfohlen werden.

Infektionen: Forscher glauben, dass viele Autoimmunerkrankungen durch eine Art von Infektion hervorgerufen werden, welche Menschen betreffen, die eine bestimmte genetische Struktur besitzen. Viele Bakterien tragen Proteine in sich, welche die Zellen des Körpers nachahmen können. Dies kann dazu führen, dass die Abwehrkräfte des Körpers ihr eigenes Gewebe angreifen, auch nachdem die Infektion vorüber ist. Kürzlich haben Forscher auch Viren als möglichen Auslöser identifiziert, insbesondere diejenigen, welche Windpocken und Herpes verursachen.

Geschlecht: Frauen haben eine viel höhere Wahrscheinlichkeit als Männer, an dieser Störung zu erkranken.

Familiengeschichte von multipler Sklerose: Eine Familiengeschichte erhöht ebenfalls das Risiko für die Entwicklung von multipler Sklerose deutlich. Je näher dabei das Verhältnis einer Person mit dem Erkrankten, desto höher ist das Risiko.

Rasse: Multiple Sklerose scheint zudem häufiger bei Kaukasiern als bei Gruppen anderer Rassen aufzutreten.

Symptome

Multiple Sklerose ist unvorhersehbar und macht sich bei jeder Person auf eine andere Weise bemerkbar. Die betroffenen Patienten können verschiedene Symptome unterschiedlicher Schweregrade bei einem Angriff erleben. Weil die Nerven in einem Teil des Gehirns oder des Rückenmarks bei dieser Erkrankung beschädigt werden, können die Symptome bei Patienten mit multipler Sklerose ebenfalls in vielen Teilen des Körpers auftreten. Die Art der Symptome hängt zudem vom Standort der Beschädigung ab, aber in der Regel treten die folgenden Symptome bei dieser Erkrankung auf:

Muskel-Symptome

Darm- und Blasensymptome

Augensymptome

Andere Gehirn- und Nervensymptome

Sexuelle Symptome

Sprach- und Schlucksymptome

Weitere Symptome

Müdigkeit ist ebenfalls ein häufiges und lästiges Symptom, welches beim Fortschreiten dieser Krankheit auftritt. Diese Müdigkeit wird zudem am späten Nachmittag oft schlimmer.

Diagnose

Wenn der Arzt vermutet, dass eine Person an multipler Sklerose leidet, wird dieser zu einem Neurologen weiter empfohlen, um verschiedene Tests zu machen. Diese neurologischen Tests prüfen die Reflexe, Augenbewegungen, Kraft, Gefühl und Koordination der betroffenen Person. Die Medizinische und Familiengeschichte des Patienten spielt auch eine wichtige Rolle bei der Diagnose.

Weitere Tests könnten ebenfalls die folgenden umfassen:

Kernspintomographie (MRT): Dies ist eine Art von Scan, welcher Bilder vom Gehirn und dem Rückenmark aufnimmt.

Evoziertes Potenzial: Dieser Test misst die gesendeten Nervensignale vom Gehirn zum restlichen Körper, wobei diese bei Menschen mit multipler Sklerose langsamer und schwächer sind.

Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit: Dieser Test überprüft die Rückenmarksflüssigkeit auf Anzeichen von multipler Sklerose.

Um eine Diagnose von multipler Sklerose zu bestätigen, muss eine Person Anzeichen der Krankheit in verschiedenen Teilen des Nervensystems aufweisen und mindestens zwei getrennte Anfälle haben. Allerdings, wenn eine Person nur eine einzige Attacke von Symptomen erlebt hat, welche durch multiple Sklerose ausgelöst sein könnten, wird in der Regel ein MRI durchgeführt, um die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhanges dieser Symptome mit multipler Sklerose zu prüfen. Eine frühe Behandlung von einzelnen Attacken der Symptome kann ebenfalls in einigen Fällen weitere Rückfälle verhindern oder verzögern.

Therapie

Obwohl eine Heilung für multiple Sklerose derzeit noch nicht vorhanden ist, konzentriert sich die Behandlung darauf die Anzahl von Attacken zu reduzieren und ihre Schwere zu vermindern, wenn sie beim Patienten auftreten. Um dies zu erreichen, werden Medikamente verwendet, welche durch eine Injektion verabreicht werden. Hohe Dosen von Steroiden (entweder intravenös oder oral verabreicht) werden ebenfalls verwendet, um Rückfälle zu behandeln. Krankheitsmodifizierende Medikamente wie Fingolimod, Glatirameracetat, Interferon beta-1a, Interferon beta-1b, Mitoxantron und Natalizumab werden zudem auch verwendet, um die Krankheitsaktivität und die Progression von multipler Sklerose zu reduzieren.

Eine Vielzahl anderer Medikamente und eine Veränderung des Lebensstils können auch verwendet werden, um Symptome wie Blasenstörungen, Müdigkeit, Schmerzen, Depressionen, Angst und Stress zu bewältigen, aber diese haben in der Regel keinen Einfluss auf die eigentliche Krankheit. Rehabilitationsprogramme, wie zum Beispiel eine Physio- und Ergotherapie, sind des Weiteren ein wichtiger Faktor, um den betroffenen Menschen dabei zu helfen mit multipler Sklerose zu leben.

Andere Möglichkeiten, um die Last der Symptome zu reduzieren, sind:

Die Forschung konzentriert sich derzeit zu einem großen Teil auf Medikamente, welche den Angriffen der spezifischen Immunantikörper auf die Myelinscheide entgegenwirken, aber auch auf Wachstumsfaktoren, welche dabei helfen können, die Myelinscheide zwischen den Angriffen zu erneuern. Experimentelle Techniken wie Knochenmarktransplantationen und chirurgische Verfahren werden ebenfalls zur Bekämpfung dieser Krankheit erforscht.

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